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Kinder pflanzen Schutzwald

Bericht im Liechtensteiner Vaterland vom 24.Mai 2019

Kinder pflanzen Schutzwald

Die Schüler einer zweiten Klasse der Primarschule Triesenberg durften gestern in Steg Baumsetzlinge pflanzen. Das Projekt soll den Kindern die Bedeutung des Schutzwaldes näherbringen. Drei bis vier Bäumchen durfte jeder Schüler setzen.

Die Kinder schlagen die metallenen Gartenhacken in den Waldboden. Es klirrt. «Schon wieder ein Stein», ruft einer der Primarschüler. Das Kind wirft den Stein zur Seite und gräbt weiter. Nach kurzer Zeit ein weiteres Erschwernis: eine Wurzel. Sie stört aber nicht weiter und so kann nun eine kleine Weisstanne eingesetzt werden. Dabei kommt Olav Beck von der Abteilung Berggebietsentwicklung vom Amt für Umwelt zu Hilfe. Er füllt das Loch mit Erde und drückt sie mit dem Fuss fest. Anschliessend steckt der Primarschüler sein selbstgebasteltes Namensschildchen aus einem Ast neben den Setzling in den Boden.

Wildbestand müsste reduziert werden
Gestern pflanzten Schüler der zweiten Klasse der Primarschule Triesenberg oberhalb von Grosssteg «undr da Bärgichöpf» Setzlinge. Organisiert wurde das Projekt «Waldverjüngung im Schutzwald» von Olav Beck vom Amt für Umwelt. «Die Kinder können damit sozusagen ihren eigenen Wald pflanzen und erhalten dadurch auch einen Bezug dazu», erklärt Beck. Während die Kinder weiter graben, zeigt er mit der Hand nach unten zum Steger Holzlagerplatz. Dort stapeln sich 2000 Baumstämme, die sich durch Regen, Schnee und Sonne grau verfärbt haben. Die meisten wurden nicht von Menschenhand gefällt, sondern vom Sturmtief «Burglind», das am 2. und 3. Januar 2018 über Liechtenstein und die Region fegte. So entstand die lichte Fläche inmitten des Schutzwaldes oberhalb der Grossteger Hütten. Die Fläche ist umzäunt von einem Maschendrahtzaun, der von Holzpfosten gehalten wird. Der Zaun schützt das Gebiet mit seinen frisch eingebrachten Jungpflanzen vor Hirschen und Gämsen. Sie würden sonst die Triebe fressen. Das ist ein bekanntes Problem in Liechtenstein. «An vielen Stellen kann sich der Schutzwald nicht mehr verjüngen, da drei Schalenwildarten die Jungpflanzen sofort verspeisen», sagt Beck. Die zahlreichen Zäune müssen zudem regelmässig überprüft werden. Das sei ein enormer Aufwand, so Beck. Dabei müsste laut dem Waldexperten der Bestand des Wildes reduziert werden. Dieses Argument findet aber nicht überall Anklang. Doch, so sagt Beck, wenn man die Schutzfunktion des Waldes erhalten möchte, dann führt kein Weg daran vorbei.

Noch nie einen Baum gepflanzt
Die Kinder rufen immer wieder nach Olav. Er kommt jedem Ruf nach und unterstützt die Kinder beim Pflanzen. Eine Schülerin hat bereits ihr drittes Loch gegraben und wartet auf einen Setzling. «Welches Bäumchen möchtest du setzen?», fragt Beck die junge Triesenbergerin. «Eine Weisstanne!», antwortet sie, ohne lange darüber nachzudenken. Neben Weisstannen hat der Waldexperte, der am gestrigen Tag von zwei Kollegen unterstützt wird, auch Lärchen, Rottannen und Bergahorn dabei. Sie stammen alle vom Landesforstbetrieb in Schaan, dort werden die Bäumchen herangezogen. Jeder Schüler durfte drei bis vier Setzlinge pflanzen. Ein besonderes Erlebnis, denn viele der Kinder haben zuvor noch nie einen Baum gepflanzt. Ein Junge schlägt die Gartenhacke im Sekundentakt in die Erde – kleine Erdklümpchen fliegen durch die Luft. Er hört auf zu graben, hebt einen fünf Zentimeter grossen Stein heraus und legt ihn zur Seite. Der Stein kommt jedoch ins Rollen, nimmt an Geschwindigkeit zu, schanzt über eine Erhebung und bleibt einige Meter weiter unten in den Ästen einer grossen Wurzel hängen. Beck nutzt die Gelegenheit und erklärt den Kindern, dass ein intakter Schutzwald Steine – vor allem auch grössere – aufgehalten hätte. Der Wald schützt nicht nur vor Steinschlag, sondern auch vor Lawinen.
Es ist elf Uhr, mittlerweile hat die Sonne den Hang erreicht. Der Bund aus Setzlingen ist verschwunden. Kaum erkennbar ragen sie zwischen Gräsern, Ästen, Bäumen und toten Wurzeln in den Himmel empor. Bis aus den Setzlingen stattliche Bäume werden, wird es noch ein paar Jahre dauern.
Die Schüler hingegen, so erklärt die Lehrerin der Klasse, werden ihre Bäume in rund zwei Jahren gemeinsam besuchen. Dann geht es wieder den Wanderweg, rund 20 Minuten vom Parkplatz beim Steger «Bergstübli» entfernt, hinauf. Hoffentlich stehen die Bäume wie auch die Namensschildchen dann noch.