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Liecht. Vaterland-Bericht vom 28. Mai 2019

Liechtensteiner Vaterland:

Interview mit Olivier Nägele, Leiter Wald und Landschaft beim Amt für Umwelt

«Der Winterbestand sollte höchstens 120 Tiere haben»

Das Problem ist bekannt: Vor allem das Rotwild verursacht in den Wäldern Schäden, da es Triebe der jungen Bäume frisst und die Rinde der Bäume schält. Eine natürliche Verjüngung ist dadurch in 75 Prozent der Schutzwälder nicht gewährleistet. Olivier Nägele, Leiter Wald und Landschaft beim Amt für Umwelt, erläutert im Interview, wie es zu diesem Konflikt kommen konnte und weshalb eine drastische Reduktion des Rotwildbestandes aus Sicht des Amtes notwendig ist.

«Wald vor Wild» oder «Wald und Wild». Die Diskussion um den Zustand der Schutzwälder Liechtensteins und das darin lebende Schalenwild hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Grundeigentümer der Wälder stehen hinter der ersten Aussage, die Jäger hinter der zweiten. Dass die Schutzwälder in einem schlechten Zustand sind, zeigen diverse Gutachten und wird auch von keiner Seite abgestritten. Trotzdem gehen die Ansichten der verschiedenen Interessensgruppen auseinander. Ganz unschuldig ist der Mensch an dem Konflikt übrigens nicht, denn das Rotwild lebt eigentlich nicht im Wald, wurde aber dorthin verdrängt.

Die Schutzwälder sind laut Gutachten in einem sehr schlechten Zustand. Weshalb ist eine Waldverjüngung so wichtig?

Olivier Nägele: Heute fehlt es vielerorts an ausreichender Verjüngung. Bäume sind zwar sehr langlebig, ihre Stabilität und Vitalität nehmen aber irgendwann ab. Durch die nachwachsenden Bäume werden die absterbenden oder geernteten fortlaufend ersetzt. Dieser Prozess ist notwendig, damit der Wald seine Funktionen, wie die Schutzfunktion, nachhaltig erfüllen kann. Die intensivierten Verjüngungseingriffe der letzten 40 Jahre – bei denen die Lichtverhältnisse durch die Entnahme alter Bäume so verändert werden, dass die Jungbäumchen ein starkes Höhenwachstum entwickeln – zeigen in den Tieflagen durchaus Erfolge. Baumarten, die vom Schalenwild nicht gerne verbissen werden, verjüngen vielerorts gut. In höheren Lagen ist die Verjüngung mehrheitlich ungenügend. Verschiedene wichtige Schutzwälder überaltern und werden die Schutzfunktion in den kommenden Jahrzehnten deutlich verringern oder gar verlieren. Sie sind sanierungsbedürftig.

Eine natürliche Waldverjüngung steht für Olivier Nägele vom Amt für Umwelt an oberster Stelle. Er ist überzeugt: nur mit einer Reduktion des Rotwildbestandes wird dies gelingen.

Weshalb sind vor allem die Wälder in den höheren Lagen von der fehlenden Verjüngung betroffen?

In höheren Lagen sind natürliche Wuchsbedingungen schwieriger. Klima, Schneelage oder die Bodeneigenschaften sind oft ungünstiger. Die Bäume wachsen langsamer und der Ausfall von Jungbäumchen ist höher. In Bezug auf das Wild ist es vielfach so, dass mit Gams-, Rot-, und Rehwild drei Wildarten gleichzeitig vorkommen und sich diese im Winter in kleinräumigen Wintereinständen konzentrieren. Es gibt verbreitet Gebiete, wo alle diese ungünstigen Rahmenbedingungen zusammentreffen und seit Jahrzehnten keine ausreichende Verjüngung zulassen.

Seit die Regierung vor einigen Wochen die Abschussvorgaben bekannt gegeben hat, scheinen die Diskussionen um den Wald-Wild-Konflikt kein Ende mehr zu nehmen. Was genau sind die Streitpunkte?

Im Zusammenhang mit der Abschussplanung geht es vor allem um die Höhe der Abschüsse. Die festgelegten sehr hohen Abschüsse beim Gams- und Rotwild sind nötig, um das gesetzte Ziel einer deutlichen Reduktion der Bestände einzuleiten. Damit ein Wildtierbestand verringert werden kann, muss der Abgang der Tiere – also jene, die erlegt werden – auf natürliche Weise umkommen oder abwandern, merklich grösser sein als der Zuwachs – also jene Tiere, die geboren werden oder zuwandern. Hohe Abschüsse zu erreichen, ist aber eine immense Herausforderung und mit gewaltigem Aufwand verbunden. So gab es Bedenken hinsichtlich der Umsetzbarkeit der Abschusszahlen. Teilweise wurde auch infrage gestellt, ob die hohen Abschusszahlen notwendig sind. Unsere Analysen der Jagdstrecken des letzten Jahrzehnts und des Bestandsentwicklungstrends zeigen aber ganz klar, dass eine Reduktion nur mit sehr hohen Abschusszahlen zu erreichen ist, weshalb auch der Mindestabschuss beim Rotwild höher angesetzt wurde als je zuvor.

Worin sind sich die Beteiligten denn einig?

In den Grundsätzen. Also der Wichtigkeit einer nachhaltigen Waldverjüngung und dass die Wildbestände an den Lebensraum angepasst sein müssen, findet allgemeine Zustimmung.

Und wie sieht das Amt fürUmwelt den Konflikt?

Die Wildbestände sind den vorhandenen Lebensräumen nicht angepasst. Auch kann dadurch das Ziel, eine ausreichende Naturverjüngung zu gewährleisten, nicht erreicht werden. Hier besteht ganz klar Handlungsbedarf.

Weshalb hat sich der Wald-Wild-Konflikt genau jetzt so zugespitzt?

Das Thema begleitet Liechtenstein bereits seit Jahrzehnten. Die Intensität der Diskussion kam und ging in Wellenbewegungen. Meist führten konkrete Massnahmen zur Verschärfung der Situation. Dies war beispielsweise im Jahr 2005 der Fall, als man die Wildfütterung eingestellt hatte und die Jäger auf dem Regierungsplatz Wild präsentierten, das den Winter nicht überlebt hatte. Auslöser für die neuste Zuspitzung sind die Anliegen von Grundeigentümern. Ausserdem wurde die Verbesserung der Waldverjüngung durch die Erarbeitung eines Massnahmenpakets ins Regierungsprogramm 2017–2021 aufgenommen. Dies zeigt auf, wie wichtig das Thema ist und dürfte wohl auch zur Aktualität des Themas beigetragen haben.

Der Schwarze Peter wird auch den Jägern zugeschoben. Sie würden zu wenig Wild schiessen. Geben sich die Jäger zu wenig Mühe?

Dass in den vergangenen 20 Jahren zu wenig Wild erlegt wurde, um das Reduktionsziel zu erreichen, lässt sich belegen. Da die Abschusspläne meist erfüllt oder übererfüllt wurden, ist es aber nicht gerechtfertigt, den Schwarzen Peter den Jägern zuzuschieben. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Jäger im Rahmen ihrer Möglichkeiten die grösste Mühe geben. Es stellt sich aber die Frage, ob die Abschussvorgaben hoch genug angesetzt waren. Grosse Jagdstrecken zu erzielen, ist eine ausgesprochen anforderungsreiche Aufgabe, die eine fortwährende Weiterentwicklung der Jagdstrategien verlangt. Solche Anpassungen hat es in den letzten 20 Jahren viele gegeben. Beispielsweise der Vorwurf, dass die Jäger einer Trophäenjagd huldigen würden, lässt sich klar widerlegen. Vor allem die Verteilung von weiblichen und männlichen Tieren bei den Rotwildabschüssen zeigt eindeutig, dass der Bejagungsansatz auf eine Bestandsreduktion ausgerichtet ist. Es werden mehr weibliche Tiere und Kälber beider Geschlechter ohne Trophäe erlegt. Die weiblichen Tiere sind die Reproduktionsträger einer Population und damit für den Zuwachs entscheidend.

Weshalb ist die Jagd so schwierig geworden?

Probleme gibt es vor allem beim ausgesprochen lernfähigen Rotwild. Der Jagddruck ist seit mindestens 20 Jahren sehr hoch, wodurch die Tiere extrem vorsichtig geworden sind und sich praktisch nur noch nachts auf Freiflächen bewegen. Die Bejagung gestaltet sich deshalb ausserordentlich anforderungsreich und verursacht einen gewaltigen Zeitaufwand. Erschwerend kommt hinzu, dass die ausgedehnte Freizeitnutzung durch den Menschen zu allen Tages- und Jahreszeiten den Jagdbetrieb massiv behindern kann.

Fehler wurden aber nicht nur vonseiten der Jäger gemacht, sondern auch von der Forstwirtschaft. Die Wälder wurden übernutzt und Monokulturen angepflanzt. Wie zeigt sich diese Situation heute?

Obwohl bereits die Waldordnung von 1866 eine Nutzung nach dem damals gültigen Nachhaltigkeitsprinzip sowie die Förderung von Naturverjüngung vorgab, wurde erst in den letzten vier Jahrzehnten ein grossflächiger Waldumbau vorangetrieben. Das Waldgesetz von 1992 formuliert den naturnahen Waldbau mit Naturverjüngung, standortgerechter einheimischer Baumartenmischung, stufiger Bestandsstruktur sowie der Rücksicht auf Natur- und Landschaftsschutz als Bewirtschaftungsgrundsätze. Gut strukturierte, artenreiche Wälder haben eine hohe Resilienz, Stabilität und Widerstandskraft und können deshalb die Funktionen, die unsere Gesellschaft heute vom Wald erwartet, sehr gut erfüllen. Der angestrebte Waldumbau ist ganz wesentlich von einer funktionierenden Waldverjüngung abhängig und ist heute noch nicht überall abgeschlossen.

Ein weiterer Punkt, der zum Wald-Wild-Konflikt führte, ist auch die Tatsache, dass sich heute Siedlungen und Infrastrukturen an Orten befinden, die durch Steinschlag oder Erdrutsche gefährdet und somit auf den Schutzwald angewiesen sind.

Siedlungen und andere Infrastrukturen haben sich in den letzten 70 Jahren stark ausgedehnt. Damit haben auch das Sicherheitsbedürfnis sowie das Schadenpotenzial bedeutend zugenommen. Die Bedeutung der Schutzwälder ist entsprechend hoch anzusetzen. Heutzutage muss man anerkennen, dass die Entwicklungen der Vergangenheit nicht mehr rückgängig gemacht werden können und sich als fixe Grösse im Wildtiermanagement darstellen. So sind geeignete Einstandsgebiete für das Rotwild flächenmässig nur mehr eingeschränkt vorhanden. Dies hat hinsichtlich einer konfliktarmen Verteilung der Wildtiere sowie verträglicher Bestandsgrössen gravierende Auswirkungen.

Wieder zurück zum Wild. Wie hat sich der Bestand des Rotwildes in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt?

Die Rotwildbestände haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts war es beispielsweise aus der Schweiz, wo das Jagdrecht beim Volk lag, praktisch überall verschwunden. Auch in Liechtenstein und dem unmittelbar angrenzenden Vorarlberg waren die Rotwilddichten auf kleinere Restbestände zusammengeschrumpft. Als Gegenbewegung wurde in den 30er- und 40er- Jahren im deutschsprachigen Alpenraum die Aufhege des Wilds wichtig. Die Bestände erholten sich zusehends. Auch in Liechtenstein haben die Bestände durch Aufhege und Winterfütterung seit der Nachkriegszeit wieder stark zugenommen. Ihre Höchststände dürften in den Jahren zwischen 1980 bis 2005 erreicht worden sein. Ein wichtiger Meilenstein bei der Rotwildbewirtschaftung war das Ende der Winterfütterungs-praxis 2004/2005. Dies dürfte einen Einfluss auf die Grösse des Winterbestands gehabt haben. Generell profitieren die Rotwildbestände heute vom guten Nahrungsangebot im intensiv bewirtschafteten Kulturland und den naturnah bewirtschafteten Wäldern sowie von den  zunehmend milderen Wintern.

Wie hoch ist der momentane Bestand des Rotwildes?

Wir gehen von einem bejagten Mindestbestand von 650 bis 750 Tieren aus. Ein Teil dieser Tiere wechselt aber auch zeitweise über die Grenze nach Vorarlberg oder Graubünden und hält sich deshalb nicht das ganze Jahr über in Liechtenstein auf. Der aktuelle Winterbestand ist deshalb tiefer.

Sind diese Zahlen repräsentativ? Eine Zählung ist sicher schwierig, da das Wild ja auch wandert.

Diese Mindestbestandsgrösse wird insofern immer wieder hinterfragt, weil sie nicht auf absoluten Zählergebnissen beruht, sondern indirekt über Rückrechnungen ermittelt wird. Es gibt keine Zählung, bei der alle Tiere des gesamten Bestands gleichzeitig sichtbar sind. Deshalb ist es auch nicht möglich, die tatsächliche Bestandsgrösse direkt zu erheben. Die Schätzung des Wildbestandes beruht im Wesentlichen auf zwei Grössen mit unterschiedlichen Unsicherheiten. Die Abschüsse der letzten 15 Jahre sind der sicherste Wert. Dann werden in jedem Frühjahr in der Nacht bestimmte Strecken abgefahren und mit Scheinwerfern die Freiflächen ausgeleuchtet, um das sichtbare Rotwild zu zählen. Dabei sieht man aber nie alle Tiere; es gibt eine Dunkelziffer. Deshalb kann man aus diesen Erhebungen nur die Entwicklung des Bestands über mehrere Jahre ableiten. Also ob er zu- oder abnimmt beziehungsweise gleich bleibt. Wir sehen, dass der Trend zunehmend ist. Der Bestandszuwachs muss also etwas grösser sein als die Abschüsse. Über Reproduktionsmodelle lässt sich so auf die bejagte Bestandsgrösse schliessen.

Weshalb spitzt sich die Situation jeweils im Winter zu?

Das Wild zieht sich in sogenannte Wintereinstände zurück, um dort die kalte und schneereiche Zeit zu überbrücken. Oft befinden sich diese Wintereinstände genau in oder in unmittelbarer Nähe von Schutzwäldern. Deshalb ist der Winterbestand die kritische Grösse.

Für wie viele Hirsche hat es aus Ihrer Sicht Platz, um konfliktfrei überwintern zu können?

Diese Frage lässt sich nicht abschliessend beantworten, weil die Antwort den Charakter einer Prognose hat. Letztlich kommt es auch auf den Umstand an, ob die Waldverjüngung ausreichend ist oder nicht. In den frühen 2000er-Jahren wurden Gutachten zum nachhaltig tragbaren Rotwildbestand erarbeitet. Dabei berücksichtigte man die Eignung der Lebensräume vor dem Hintergrund wildbiologischer Gegebenheiten sowie menschlicher Nutzungsinteressen wie Schutzwald, Land- und Alpwirtschaft, Freizeitnutzung, Tourismus usw. und kam zum Schluss, dass der Winterbestand maximal rund 100 bis 120 Stück umfassen könne. Der aktuelle Winterbestand ist mindestens um den Faktor drei bis vier Mal höher. In Kombination mit begleitenden Lenkungs- und weiteren Lebensraumaufwertungsmassnahmen müssen wir uns auch heute noch an diesem Winterbestand von 100 bis 120 Tieren orientieren.

Um den Bestand stark zu reduzieren, werden teils drastische Massnahmen gefordert, wie das Todesgatter oder die Nachtjagd. Die Jäger distanzieren sich davon. Wie sehen Sie das?

Solche Massnahmen, die Emotionen wecken und als moralisch verwerflich angesehen werden können, haben bei idealer Umsetzung das Potenzial, die Reduktionsbemühungen effizient zu unterstützen. Allerdings muss bei all diesen Überlegungen auch berücksichtigt werden, dass die heutige Situation mit dem seit Jahren andauernd hohen Jagddruck und weiteren Störungen absolut nicht tiergerecht ist, da sich das Wild nicht ungestört nach seinen Bedürfnissen verhalten kann. Abklärungen zur Umsetzung solcher Massnahmen würde ich in diesem Kontext befürworten.

Wird die Reduktion der Schalenwildbestände den Wald retten oder braucht es noch weitere Massnahmen?

Da konfliktarme Einstandsgebiete nur begrenzt vorhanden sind und nur für eine bestimmte Anzahl von Wildtieren die nötigen Lebensgrundlagen bieten können, ist die Anpassung der Wildtierbestände an die Kapazität der Lebensräume die wichtigste Grundvoraussetzung für die Lösung des Wald-Wild-Konflikts. Wildtiere verteilen sich aber nicht gleichmässig im Raum, sondern suchen bevorzugte Gebiete auf. Dadurch kann es auch bei relativ wenigen Wildtieren örtlich zu hohen Konzentrationen kommen kann. Wenn solche Ansammlungen in sensiblen Waldgebieten oder Landwirtschaftsflächen entstehen, sind Übernutzungen und Schäden vorprogrammiert. Neben der Reduktion der Wildbestände müssen die Tiere deshalb auch in Gebiete mit wenig Konfliktpotenzial gelenkt werden. Klassische Lenkungsmassnahmen sind die Beruhigung von Gebieten sowie die Verbesserung der Nahrungsgrundlagen. Beziehungsweise als Gegenstück die bewusste Störung in schadanfälligen Gebieten. Diese Wildlenkung kann aber auch nur dann funktionieren, wenn die Grösse der Wildtierbestände den geringen vorhandenen Flächen angepasst ist und angepasst bleibt.

Weshalb sind Ruhezonen für die Tiere so wichtig?

Ruhe ist vor allem im Winter während des natürlichen Nahrungsengpasses für Wildtiere sehr wichtig. Als Überwinterungsstrategie schränken die Tiere ihre Aktivitäten ein und fahren den Stoffwechsel sowie den Energiehaushalt herunter. Durch Störungen werden diese physiologischen Anpassungen verhindert, die Tiere sind aktiver und brauchen mehr Nahrung. Das Wohlbefinden der Tiere leidet und Schäden sowie Konflikte können dadurch begünstigt werden. Im Sommer haben Ruhezonen als Lenkungsmassnahme eine Bedeutung, indem sich das Wild bevorzugt dort aufhält, wo es Ruhe findet.

Wo sehen Sie in Sachen Ruhezonen und Aufwertung der Lebensräume noch Verbesserungspotenzial?

Der grösste Teil des Rotwilds, welches im Land überwintert, sucht Wintereinstände in den rheintalseitigen Hanglagen auf, wo gleichzeitig auch viele Schutzwälder sind. Dort muss die Wildlenkung mit Beruhigungs- und Aufwertungsmassnahmen verbessert werden. Auf diese Weise sollte es möglich sein, einen stark reduzierten Winterbestand ausreichend konfliktarm zu überwintern. Auch beim Gamswild, das sich teilweise im Winter und Frühjahr in tiefere Lagen mit hohem Schutzwaldanteil begibt, gibt es Verbesserungspotenzial.

Wie das Gespräch zeigt, fliessen viele Aspekte in den Wald-Wild-Konflikt ein, in den verschiedene Player involviert sind. Ist eine Lösung überhaupt machbar?

Sie muss machbar sein, um die absolut notwendige Waldverjüngung zu ermöglichen. Bei gleichem Problembewusstsein, gleicher Zielsetzung und Sichtweise auf die Lösungswege sowie gleicher Handlungsbereitschaft aller beteiligter Akteure können solche Konflikte durchaus lösbar sein.

Interview: Manuela Schädler